Nachricht von Sonja Lahnstein: GLÜCK UND TRAGIK an der Universität Haifa und am Israel Museum in Jerusalem

Liebe Interessierte, liebe Mitglieder und Förderer,

erlauben Sie, dass ich mich heute einmal zu beiden wichtigen Institutionen in Israel gleichzeitig melde. Institutionen, zu denen wir – die jeweiligen deutschen Vereine – seit Jahrzehnten fest stehen und fest an sie glauben. Glück und Tragik zugleich – hautnah und konkret kann man es an der Universität Haifa und beim Israel Museum Jerusalem miterleben und mitfühlen.

Am letzten Donnerstag passierte etwas Wunderbares an der Universität Haifa! Der Senat der Universität wählte mit großer Mehrheit Frau Prof. Dr. Mouna Maroun, eine der renommiertesten Neurowissenschaftlerinnen weltweit zur designierten Rektorin der Universität Haifa. Nicht nur, dass Mouna erstaunlicherweise die allererste Frau in Israel in einer solchen Position ist, nein: sie ist auch die allererste arabische Israelin in dieser Führungsrolle. Wir gratulieren Mouna vom ganzen Herzen und sind auch besonders glücklich und stolz, weil Mouna unter den allerersten Stipendiatinnen unseres Werner Otto Arab Graduate Women Programms war. Wir haben immer an sie geglaubt.

Vorgestern – kurz vor dem Angriff des iranischen Regimes auf Israel – schrieb uns Mouna folgendes: „I thank you so much for your steadfast support. I knew then and I know, that you are truly committed to our university that stands for co-existence and a shared society from its inception. I was then still a rather shy researcher, doubting if I may succeed, and here I am, leading our university into the future. I am determined but also anxious because it is a huge responsibility during these difficult times, but I know that you are by my side.”

Mounas Rede, aus Anlass des Empfangs – den der Bundespräsident zum 50sten Jubiläum der Universität und unseres Vereins ausgerichtet hatte – lesen Sie bitte hier: Rede Prof. Mouna Maroun Schloss Bellevue

Und gestern erreichte uns dann die Nachricht, dass aufgrund des zu erwarteten Raketenbeschuss seitens des Irans und seitens der Hisbollah alle Schulen, Universitäten und Kultureinrichtungen ihren Betrieb aus Sicherheitsgründen einstellen und erst einmal zurückkehren in den Online- Modus, wie während Corona. Und immer sind noch 1000 Studierende der Universität im Einsatz bei der Armee. Glück und Tragik an der Universität Haifa!

Am Israel Museum Jerusalem passierten in den letzten zwei Wochen auch Wunder. Kaum vorstellbar: Aber „Bridging the Gap“, das palästinensisch-jüdische Kunstprogramm für Kinder, das aufgrund des Gaza Krieges zum allerersten Mal in 25 Jahren unterbrochen wurde, nahm die Arbeit mit den Kindern wieder auf. Darüber berichteten wir schon. Wir konnten es nicht fassen – es ist gelungen, das Vertrauen der Eltern, das Engagement der Schulen, die Neugier und die Offenheit der Kinder wieder zusammenzubringen. Dies ist beglückend, während wir das tragische Leid der Kinder in Gaza beklagen und aber auch nicht vergessen wollen, dass im Museum immer noch traumatisierte und evakuierte Familien aus dem Süden Israels untergebracht sind.

Und dann gestern Nacht: unvorstellbare, fast surreale Bilder! Der Abschuss von iranischen Drohnen und Raketen über Jerusalem, über der Knesset, über der Al-Aqsa Moschee mit der goldenen Kuppel, über der Stadt, über dem Museum. Wie glühende Sterne auf dem schwarzen Himmel. Noch in der Nacht kontaktierte ich die Freunde aus dem Museum, die sich so für Freiheit und das Zusammensein einsetzen. Alle mussten mehrfach in die Schutzräume. Alle hatten Angst! Und heute: Das Museum ist wieder für das Publikum geöffnet! Glück und Tragik am Israel Museum!

Eins ist klar: Wir bleiben dabei, wir geben unser Bestes, wir stehen solidarisch mit unseren Freunden in Israel. Wir sorgen dafür, dass auch hier in Deutschland aus dem Disput Gemeinsamkeit wird. So wie mit unserer gerade zu Ende gegangenen Dialogreihe „Bridging the Gap“, die wir mit den Deichtorhallen gemeinsam durchgeführt haben. So auch mit der Partnerschaft zwischen der Hamburger Hochschule für Bildende Kunst (HFBK) und der Universität Haifa zu Gastprofessuren und Studentenaustausch. Feierlicher Start ist am 17. April um 18 Uhr in Hamburg an der HFBK mit der Vernissage der Ausstellung „we only see what looks at us“ der Künstlerinnen Sharon Poliakine (Dekanin der School of Art, University of Haifa), Birgit Brandis von der HFBK und 14 Studierenden.

Herzliche traurige aber auch glückliche Grüße im Namen der beiden Vorstände,

Sonja Lahnstein, 15. April 2024, Deutscher Fördererkreis der Universität Haifa e. V., Hamburg und Verein zur Förderung des Israel Museums in Jerusalem e. V., Berlin

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