Freunde gewinnen, Vorurteile abbauen!

Der erste Eindruck ist für einen Besucher der Universität Haifa faszinierend.
Auf dem Berg Karmel, wo im 12. Jahrhundert der katholische Bettelorden der Karmeliter gegründet wurde, flanieren junge Studenten über einen modernen Campus im Architekturstil der 70er Jahre. Mit über 17.500 Studenten ist die Universität Haifa die drittgrößte des Landes und gilt als die liberalste Hochschule Israels. Juden, Drusen, äthiopische Einwanderer, Araber, Militär- und Polizeioffiziere studieren hier friedlich nebeneinander – allein 20 Prozent der Kommilitonen sind Araber, so viele wie an keiner anderen Universität Israels.

Seit ihrer akademischen Anerkennung im Jahr 1972 hat sich die Universität Haifa einen vorzüglichen Ruf erworben.
Einerseits, weil die multikulturelle Studentenschaft mehr denn je die gesellschaftliche Realität Israels widerspiegelt, und Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter und Studenten tagtäglich den Dialog zwischen den ethnischen Gruppen anstreben. Andererseits , weil die Wissenschaftler der Universität Haifa aus den unterschiedlichsten Disziplinen hohe nationale und internationale Anerkennung genießen. Beide Faktoren – der Dialog der Kulturen und das wissenschaftliche Renomee – erklären, warum die Studienplätze an der Universität Haifa sehr begehrt sind und die Studentenzahlen stetig steigen.

Der Anstieg der Studentenzahlen hat einen sozialpolitischen Hintergrund.
Mehr und mehr junge Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten, besonders aus dem Norden Israels, sollen eine akademische Ausbildung erhalten und nach dem Diplom oder der Promotion gesellschaftliche Aufgaben in Führungspositionen übernehmen. Dieses Konzept hat sich als erfolgreich erwiesen.
Die Universität Haifa ist zu einem Magneten für junge ehrgeizige und talentierte Israelis geworden, die ihren ersten akademischen Abschluss erwerben wollen.

Die Lernbedingungen an der Universität Haifa sind exzellent.
Besonders das Lehrpersonal ist pädagogisch und wissenschaftlich hervorragend qualifiziert. Ihre wissenschaftlichen Leistungen werden in Israel und im Ausland geschätzt und mit Ehrungen, Stipendien und Berufungen ausgezeichnet. Mehrere Professoren sind Träger des Israel Preises, der höchsten Auszeichnung des Staates an seine Bürger. Die Universität Haifa ist Minerva-Forschungszentrum. 2012 wurde die Universität vom israelischen Hochschulrat ausgewählt, um das Mediterrean Sea Research Center of Israel zu gründen und anzuführen ebenso wie das Israeli Center of Research Excellence (I-CORE) im Bereich „Bildung und die Neuen Medien“. Auch in der Politik ist der Rat der Universität Haifa gefragt: Politikwissenschaftler waren Berater der israelischen Delegation während der Friedensverhandlungen mit der PLO, ein Rektor wurde zum israelischen Botschafter in Moskau ernannt und ein Politikwissenschaftler zum Sprecher der Knesset. Ebenso werden Fakultätsangestellte regelmäßig zu Vorträgen ins Ausland eingeladen.

Doch die Universität Haifa ist kein wissenschaftlicher Elfenbeinturm. Der Dienst für die Gemeinschaft ist ein wichtiger Bestandteil im Lehrprogramm.
Viele Studenten unterstützen neben ihrem intensiven Studium hilfsbedürftige alte und junge Menschen in der Stadt Haifa und den umliegenden Dörfern. Dieser Gemeinschaftsdienst hat vielfältige Formen: Studenten geben lernschwachen Schülern Nachhilfeunterricht, bereiten äthiopische Juden auf das Studium vor oder bringen älteren Drusen und Arabern Lesen und Schreiben bei. Eine beliebte Einrichtung ist die “Rechtshilfe-Klinik”, die an die Fakultät für Rechtswissenschaften angeschlossen ist. Hier können sich Männer und Frauen, die sich keinen Rechtsanwalt leisten können, Rat und Hilfe bei jungen Juristen holen.

Die junge Universität von Haifa ist ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Realität in Israel und gleichzeitig ein Modell für die Zukunft im Nahen Osten.
Denn in einer Atmosphäre der friedlichen Koexistenz, der Toleranz und des gegenseitigen Respekts lernen Juden, Araber, Neueinwanderer und Drusen wie sie eine gemeinsame Vision für das 21. Jahrhundert verwirklichen können, indem sie Vorurteile abbauen und Freunde werden.