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Zufallsfund: Antiker Abwasserkanal Jerusalems

Haifa, 10. Sept. 2007. Archäologen von der Universität Haifa und der israelischen Antikenbehörde haben bei Ausgrabungen in Jerusalem einen sensationellen Fund gemacht: einen 2000 Jahre alten Abwasserkanal, der sehr wahrscheinlich als Fluchttunnel bei der Eroberung der Stadt durch die Römer diente. Per Zufall stießen die Archäologen bei der Freilegung einer Herodianischen Straße südlich des Jerusalemer Tempelbergs auf den in den Fels gehauenen Tunnel.

Tonscherben und Münzen erlauben es, den Abwasserkanal etwa auf das Jahr 70 nach Christus zu datieren – dem Zeitpunkt vom Fall Jerusalems und der Zerstörung des Tempels durch die Römer. Die Forscher fanden auch Kochgeschirr und Brandspuren, die darauf hindeuten, dass sich Menschen längere Zeit darin aufgehalten haben. Bisher wurden von dem mannshohen Tunnel, der unter Schutt begraben war, etwa 100 Meter freigelegt. Wahrscheinlich führt er vom Süden der Altstadt an der Klagemauer vorbei, über einen Kilometer weit bis zum Damaskustor im Norden. Die Wände des Tunnels sind aus bis zu ein Meter dicken Quadersteinen gebildet und bis zu drei Meter hoch. Der Kanal diente wahrscheinlich als Hauptabwasserleitung des antiken Jerusalem und führte Regenwasser aus der Stadt hinaus ins Kidrontal, von wo es ins Tote Meer abfloss. Ausgrabungsleiter Ronny Reich, Archäologieprofessor an der Universität Haifa, sagte, das antike Jerusalem in der Periode des Königs Herodes und zur Zeit Jesu sei eine sehr moderne Stadt mit guter Infrastruktur gewesen. Nach Angaben von Eli Schukrun von der Antikenbehörde, der die Ausgrabung zusammen mit Prof. Reich leitete, scheinen aufständische Juden in den Untergrund geflüchtet zu sein, als die Römer im Jahr 70 die Stadt und auch den Tempel in Schutt und Asche legten. Keine der gefundenen Münzen und Tonscherben ist jüngeren Datums. Das deutet darauf hin, dass der Abwasserkanal nach dem Fall Jerusalems in Vergessenheit geriet. Tausenden von Jerusalemer Bürgern mag er aber als Fluchtweg vor dem sicheren Tod bei der Brandschatzung der Stadt gedient haben.

Werner-Otto-Graduate-Programm: 77 Stipendiatinnen in sechs Jahren

werner otto graduate programmHamburg, September 2007. Auf sechs erfolgreiche Jahre blickt das Werner-Otto-Graduate-Programm des Deutschen Fördererkreises zurück: 77 begabte und engagierte arabische Studentinnen wurden seit 2001 mit dem Stipendium des Programms gefördert. Mit der finanziellen Unterstützung können sie ohne Druck ihr Graduate- oder Postgraduate-Studium beenden.

Die Stipendiatinnen zeichnen sich neben brillanten studentischen Leistungen durch großes gesellschaftliches Engagement aus. Dr. Faisal Azaiza, Leiter des Jüdisch-Arabischen-Zentrums der Universität Haifa: »Die Stipendiatinnen sind hervorragende Studentinnen aus verschiedenen Fachgebieten der Universität Haifa. Sie widmen sich darüber hinaus sozialen und erzieherischen Aktivitäten in ihren Heimatgemeinden, sind Anwälte für die Menschenrechte, die Frauenrechte und weitere wichtige Themen. Wir hoffen, dass die Stipendien ihnen helfen, sich akademisch auszuzeichnen und zu Führungspersönlichkeiten heranzureifen.« Das Jüdisch-Arabische-Zentrum der Universität Haifa ist Partner des Deutschen Fördererkreises bei der Auswahl der Stipendiatinnen.

Jedes Jahr gehen mehr Bewerbungen von begabten, hoch motivierten und erfolgreichen Studentinnen ein, sodass die Auswahl stetig schwieriger wird. Bewarben sich anfangs vor allem Studentinnen der Erziehungswissenschaften, ist nun eine steigende Zahl von Studentinnen anderer Fachrichtungen wie Jura, Soziologie, Evolutionsbiologie oder Kunst unter den Bewerberinnen. Darin spiegelt sich die Vielfalt der Interessen und Begabungen junger arabischer Frauen in Israel, aber auch ihre fortschreitende Emanzipation, wider.

Die Stipendiatinnen des Werner-Otto-Graduate-Programms kommen aus verschiedenen religiösen und ethnischen Gruppierungen. Es sind Drusinnen, Christinnen und Musliminnen darunter. Sonja Lahnstein-Kandel, Vorsitzende des Deutschen Fördererkreises: »Für die Studentinnen bedeutet es sehr viel, dass die Unterstützung aus Deutschland kommt. Es ist ein Zeichen echter Freundschaft mit der Universität Haifa, wenn Angehörige der ethnischen Minderheiten zum akademischen und beruflichen Erfolg ermutigt werden, sodass jeder, egal ob Angehöriger einer Mehrheit oder Minderheit, von ihrer Begabung und ihrem Wissen profitiert.«

Energie aus dem Meer

energie aus dem meerHaifa, 23. Aug. 2007. Knapp unter dem Meeresboden lagert Gas, das einmal als Alternative zum Erdöl dienen könnte. Das hoffen Wissenschaftler des neuen Instituts für Meereswissenschaften an der Universität Haifa und der Stanford Universität. In einem gemeinsamen Forschungsvorhaben suchen sie nach Möglichkeiten, wie aus dem unterseeischen Gas, das prinzipiell weltweit zu finden ist, Energie gewonnen werden kann. »Eines der vordringlichsten Ziele des neuen Forschungsinstituts ist, die Möglichkeiten der Energiegewinnung aus dem unterseeischen Gas zu erforschen und damit die Abhängigkeit vom Öl zu beseitigen«, sagte Leon Charney, der mit einer acht Millionen-Dollar-Spende die Gründung des Intituts für Meereswissenschaften ermöglicht hatte, das nun seinen Namen trägt.

Am neuen Institut für Meereswissenschaften wird interdisziplinär zu Themen wie Geologie, Geophysik, Biologie sowie Marinestrategie und Archäologie geforscht.

Fußabdruck aus der Antike

Haifa, 18. August 2007. Der Abdruck einer römischen Sandale, konserviert über fast 2.000 Jahre – diesen spektakulären Befund fanden israelische Archäologen bei Ausgrabungen in der römisch-hellenistischen Stadt Sussita im Osten des Sees Genezareth. Der Abdruck unweit der Stadtmauer von Sussita stammt von einer römischen Militärsandale, was ein neues Bild auf die Verhältnisse im römisch besetzten Palästina wirft. Der Fußabdruck entstand höchstwahrscheinlich beim Bau der Stadtmauer. Das Erstaunliche: Bisher gingen die Wissenschaftler davon aus, dass die römischen Besatzer nicht in Bauprojekte israelischer Städte involviert waren. Der mutmaßliche Fußabdruck eines römischen Legionärs legt nun nahe, dass die Soldaten doch beim Bau der Stadtmauer halfen. Ausgrabungsleiter Arthur Segal von der Universität Haifa hat eine andere Vermutung: »Es kann sein, dass der Besitzer der Sandale kein Wehrdienstleistender, sondern ein alt gedienter Soldat gewesen ist, der seine Ausrüstung nach Ende seiner Militärzeit behalten hat.« Im vergangen Jahr waren in Sussita zwei Inschriften gefunden worden, die von zwei Bewohnern stammten, die zuvor in der römischen Armee gedient hatten. Die Stadt Sussita bestand rund 1.000 Jahre, bevor sie im 8. Jahrhundert unserer Zeitrechnung durch ein Erdbeben völlig zerstört und nie wieder aufgebaut wurde.  (Quelle: www.israelnetz.com)

Prof. Majid Al-Haj zum Vizepräsident für Forschung ernannt

Haifa, 5. Juli 2007. Der Aufsichtsrat der Universität Haifa (Board of Governors) hat Prof. Majid Al-Haj zum Vizepräsidenten und Forschungsdekan gewählt. Prof. Al-Haj ist Soziologe und forscht zu den Themen Multikulturalismus, politische Soziologie, ethnische Beziehungen und Immigration. Er lehrte als Gastprofessor unter anderem an der Carleton University in Kanada und der Duke University in den Vereinigten Staaten. Prof. Al-Haj engagiert sich in zahlreichen Gremien. Als erster Araber gehörte er dem israelischen Rat für höhere Bildung an. Daneben war er unter anderem Vorsitzender des Komittees für die Förderung der höheren Bildung unter der arabischen Bevölkerung in Israel.